Lesung „Hitler hat ihn umgebracht“ Der Sozialpolitiker Hans Maier

Zu einer Lesung mit Hanna und Dieter Eckhardt laden NaturFreunde und AWO Bad Vilbel für Freitag, den 21. April um 18:30 Uhr in den AWO-Treff Bad Vilbel, Wiesengasse. 2, ein. Dies ist der Nachholtermin für die wegen des Bahnstreiks ausgefallene Lesung am 22. März.
Der 1889 in der Hochstraße geborene Frankfurter Hans Maier, Spross einer seit vielen Jahrhunderten hier ansässigen jüdischen Familie, war einer der bedeutendsten Sozialpolitiker und eine der wichtigsten AWO-Persönlichkeiten der Zeit vor 1933.

Seine großbürgerlich zu nennenden Eltern (sein Vater war Gründungsdirektor der Frankfurter Niederlassung der Deutschen Bank) gehörten zu den herausragenden Vertretern des Pazifismus im Deutschland um 1910 und im Ersten Weltkrieg. Hans selbst verließ Anfang der 1920er Jahre seine politische Heimat, den Liberalismus, und wandte sich mit seiner Frau Anna der Sozialdemokratie zu. Er war Mitstreiter der AWO-Gründungsfrau Meta Quarck-Hammerschlag, Weggefährte von Marie Juchacz, Hedwig Wachenheim, Walter Friedländer und Lotte Lemke – die „AWO-Köpfe“ der Weimarer Republik.

HINWEISE AUF EIN MANUSKRIPT

Die Verlegung der Stolpersteine für Hans Maier im Juni 2015 und für die Familie seines in letzter Sekunde, nämlich 1938 am Tag der Pogromnacht, nach Brasilien emigrierten Bruders Max Hermann Maier im Jahr 2017 führte zu einem immer intensiveren, inzwischen freundschaftlichen Kontakt zu amerikanischen Nachfahren von Hans und Anna Maier. Die drei Kinder des Paares, Hanna (*1915), Heiner (*1918) und Gretel (*1921) waren Hitler entkommen und nach Amerika geflüchtet. Ebendort liegt das Manuskript der Autobiografie von Hans Maier, fast 400 handbeschriebene Seiten, verfasst in den letzten Wochen und Tagen vor seinem Suizid Ende 1937.

SPANNENDE RECHERCHEARBEIT

Zunächst galt es, den handgeschriebenen Text in eine Word-Datei zu transkribieren. Dann fing die eigentliche Arbeit an: Nach dreieinhalb Jahren mühevoller Forschungsarbeit durch Hanna und Dieter Eckhardt ging das Werk schließlich an den renommierten Verlag Hentrich & Hentrich, Leipzig, der es in Druck brachte. Das Buch ist inzwischen erschienen. Doch fiel die für Februar 2020 geplante Buchvorstellung im Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek kurzfristig dem AWO-Skandal zum Opfer.

Für die Buchpräsentation waren Gäste aus vier Ländern eingeladen: Maier-Nachfahren und Familienangehörige von Freunden und Wegbegleitern, Historiker und Sozialwissenschaftler. Ein Enkel von Hans Maier, der Jurist Dr. Peter Maier aus Seattle, kam mit seinem Sohn Stephen (aus San Francisco) dennoch unverdrossen zum angedachten Termin nach Frankfurt. Sie wurden herzlich willkommen geheißen und zeigten sich von der Erinnerungsarbeit und posthumen Würdigung der Arbeit ihres Groß- und Urgroßvaters sehr berührt und beeindruckt.

Für die Buchpräsentation waren Gäste aus vier Ländern eingeladen: Maier-Nachfahren und Familienangehörige von Freunden und Wegbegleitern, Historiker und Sozialwissenschaftler. Ein Enkel von Hans Maier, der Jurist Dr. Peter Maier aus Seattle, kam mit seinem Sohn Stephen (aus San Francisco) dennoch unverdrossen zum angedachten Termin nach Frankfurt. Sie wurden herzlich willkommen geheißen und zeigten sich von der Erinnerungsarbeit und posthumen Würdigung der Arbeit ihres Groß- und Urgroßvaters sehr berührt und beeindruckt.

„Gegen das von grausamen Gesetzen regierte Leben bleibt der Willensfreiheit des Menschen eine einzige Waffe: das Gegenteil vom Leben, die Zerstörung des Lebens selbst, der teure Tod.“ Abschiedszeilen von Hans Maier an seine Freunde. Von den Nationalsozialisten schon früh verfolgt, verlor er 1933 sein Amt im Sächsischen Wohlfahrtsministerium und kehrte nach Frankfurt am Main zurück. Der plötzliche Tod seiner Frau brach seinen letzten Lebenswillen. Er schied 1937 aus dem Leben. Seine drei Kinder konnten ins Ausland gerettet werden. Für sie hat Hans Maier in seinen letzten Lebenstagen seine Lebensgeschichte aufgeschrieben.

Eine Veranstaltung in Kooperation der NaturFreunde und AWO Bad Vilbel

Eintritt frei, Spenden erbeten

Die Autoren:
Dieter Eckhardt,
geboren 1956, Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt a. M.; Verwaltungsjurist und nebenamtlicher Dozent für Sozialrecht. Forschungen und Veröffentlichungen zur Frankfurter Sozialgeschichte und ihren Organisationen.

Hanna Eckhardt,
geboren 1955, Studium der Germanistik und Psychologie in Frankfurt a. M.; 15 Jahre hauptamtliche Archivtätigkeit. Seit 2005 freie Historikerin und Autorin. Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Frankfurter Sozial- und jüdischen Geschichte, Frankfurter Frauenvitae.

Das schrieb der „Frankfurter Bücherzettel am 16. Dezember 2021
»Indem er [in seiner Autobiografie] nicht nur von seinen beruflichen und politischen Aktivitäten, sondern auch vom familiären und gesellschaftlichen Umfeld berichtet, entsteht ein lebendiges und abgerundetes Bild einer in seiner Zeit prägenden, außergewöhnlichen Persönlichkeit und deren tragischen Zerbrechen unter dem Druck von Hass, Entrechtung und persönlichem Schicksalsschlag. Eine ausführliche Einführung und zahlreiche Fußnoten zu Personen und Institutionen helfen, den ansonsten in der Originalfassung belassenen Text zu erschließen.«